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An die Enden der Welt mit Michael Runkel
10 Mai 2018

An die Enden der Welt mit Michael Runkel

Post by Hazel

Heute hatte ich die Möglichkeit eine private Führung von einem der meist gereisten Menschen der Welt zu genießen. Michael Runkel reist seit dreißig Jahren um die Welt und hat bereits alle Länder der Welt gesehen.  Zusammen mit National Geographic hat er ein Bildband „Meine Reisen an die Enden der Welt“ mit seinen Reisegeschichten herausgebracht. Gleichzeitig hat die Stadt Nürnberg diesem Projekt eine Ausstellung gewidmet. Das Band habe ich natürlich auch gleich mitgenommen und mir signieren lassen. Wenn schon, denn schon 😉

Eintauchen in eine fremde Welt

Viele Fotografien in einem dunklem Raum

Ich war 3,5 Stunden in der relativ überschaubaren Ausstellung mit ca. 150 aus 2 Millionen Bildern, die der Globetrotter auf seinen Reisen geschossen hat. Und ich hätte noch viel länger bleiben können. Denn wenn man Michaels Geschichten lauscht, ist es ein wenig wie Märchenstunde für Erwachsene. Wie eine Fantasiereise in entlegene, unbekannte Orte. Einerseits unfassbar fern und gleichzeitig so nah als wäre man selber dabei gewesen. Denn Michael bezieht den Zuhörer als Konterpart des Erlebten mit ein. Man selbst wird Teil des Sujets, welches er in allen Facetten ausmalt.

Geschichten machen Bilder lebendig

Offenes Fotoband

Ohne seine Erzählungen, wären es lediglich schöne Fotos, wie ich sie viele schon gesehen habe. Das Bild ist am Ende nur eine Momentaufnahme, eingebettet in einen größeren Rahmen, den es nur unzureichend wiedergeben kann. Erst die Geschichten um diese Bilder machen es lebendig und greifbar für den Betrachter. Wie kam es zu dem Foto? Was geschah im Vorhinein? War es gefährlich? Wie viele Versuche hat er dafür gebraucht? Hatte er dafür bezahlen müssen? …

„Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat lieben. “

–Theodor Fontane

Hat ein Vielreisender noch eine Heimat?

Was ich besonders bewundernswert finde, ist seine Bodenständigkeit. Er verbringt nach wie vor die meiste Zeit in seiner Heimat und hat diese durch seine zahlreichen Erfahrungen noch mehr zu schätzen gelernt. Wenn man schon auf Inseln ohne Stromzufuhr verrottetes Walfett essen musste, ist man zu Hause sicherlich sehr froh um seinen Kühlschrank und die einheimischen Speisen. Von kostenloser Schulbildung und einer sozialen Krankenkasse ganz zu Schweigen.

Mann und Frau vor einer Fotowand bei einer Fotoausstellung

Diese Erfahrungen und Eindrücke teilt er nicht nur in seinen Veröffentlichungen, sondern auch als Lehrer am hiesigen Gymnasium. Das muss Unterricht zum anfassen sein – Politik, Geschichte, Erdkunde verpackt in abenteuerliche Geschichten und untermalt mit persönlichen Bildern. Da würde ich glatt nochmal zur Schule gehen wollen, wenn ich so einen Lehrer hätte!

Etwa 4 Monate im Jahr ist er unterwegs, so Michael. Gerne reist er in die ungewöhnlichsten Gegenden der Welt. Orte an die Touristen so schnell, oder teilweise gar nicht hinkommen.

Wie abenteuerlustig bist Du?

Frau hat ein offenes Fotoband auf dem Schoß

Zum Beispiel Mogadishu in Somalia, wo man ohne Leibwächter keine 20 Minuten überleben würde, wie uns Michael anschaulich erzählte. Als er am Flughafen in Hargeysa/Somalia stand, wollte man ihm erst nicht glauben, dass sein Zielhafen Mogadishu ist. Denn er war der erste Weiße, der von dort aus, nach Mogadishu reiste. Eine Region die bereits seit 30 Jahren im Bürgerkrieg lebt. Das mulmige Gefühl, welches er das erste Mal bei der Reise vernahm, wurde bei der Ankunft nicht besser. Das Gebiet um den Flughafen ist eine riesige, von Militär geschützte Sicherheitszone. Alle Hotels befinden sich innerhalb dieser Zone, da die regionale militante Gruppe bereits mehrmals Anschläge verübt hat. Freies Bewegen in der Stadt ist undenkbar. Michael erzählte von einem Ausflug mit seinen 4 Leibwächtern zum Hafen von Mogadishu, wo Fischerboote Fische für den Markt bringen. Ein vorher vereinbartes Schmiergeld, sollte genügen um fotografieren zu dürfen. Doch ein unerwarteter Zwischenfall brachte ihn direkt in die Schusslinie aufgebrachter Einheimischer. So standen seine Leibwächter und einige Fischer sich mit entsicherten Kalaschnikows gegenüber und Michael mittendrin. Die Situation konnte entschärft werden. Die richtige Handlung des Guides, eine skurrile Geste, den Aufgebrachten am Bart zu graulen. Und Michaels scharfsinnige Reaktion, sich langsam aus dem Mittelpunkt der Schusslinie zu schleichen. Als er am nächsten Tag abreiste, wurde ihm wieder einmal bewusst „in welch sorgenfreien Welt wir in Deutschland leben dürfen“.

Fotobuch auf dem Cover eine Kamel Karawane in der Wüste

Diese beiden Extreme – Fern und Nah, Ruhe und Adrenalin – machen auch seine Persönlichkeit aus. Er erzählte uns von seinen jungen Jahren und den waghalsigsten Ausflügen, über die er heute selbst nur noch den Kopf schütteln kann. Er hat jetzt Familie und Verantwortung sagt er, solche Gefahren sind ihm zu groß geworden. Seine Geschichten lassen aber erahnen, wie viel Erfahrung er schon in gefährlichen Situationen gesammelt hat.

Wer mehr von seinen faszinierenden Geschichten erfahren will, dem empfehlen ich die Ausstellung Im Museum für Industriekultur in Nürnberg, welche noch bis zum 01.07.2017 besucht werden kann. Oder sein Bildband „Die Enden der Welt“.

Viel Spaß beim Eintauchen in fremde Welten

Euer Hazel

Hallo und schön, dass du da bist!

2 Comments

Stefan Juni 5, 2018 at 6:01 pm - Reply

Wow bin fasziniert von der Art wie Du schreiben kannst. Vielen Dank fürs mitteilen. I follow you now.

    Hazel Juni 7, 2018 at 9:09 pm - Reply

    Hallo Stefan, das freut mich sehr, wenn es dir gefällt! Ich gebe mein Bestes, das was ich erlebt habe so wiederzugeben, dass es der Leser nachempfinden kann. Ich hoffe, es wird mir von Mal zu Mal besser gelingen 🙂

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